Zwei interessante Tage an der Hochschule in Luzern haben gezeigt, dass BPMN definitiv bei uns angekommen ist. Der technisch wissenschaftliche Tag vermochte 70 Interssierte in den Hörsaal zu locken und am Anwendertag waren es sogar beinahe 200.

Aus meiner Sicht waren drei Dinge bemerkenswert:

1. Der BPMN Standard ist nur der Anfang:

Der BPMN Standard ist anerkannt und zieht immer weitere Kreise.Die Keynotes von Bruce Silver zeigten eindrücklich, welche Themen der BPMN anhaften. Methodisches Vorgehen und Regeln für die stilsichere Modellierung werden immer mehr als notwendig erkannt. Die Methoden und Stil Regeln werden zum „de-facto“ Standard bei der BPMN-Modellierung. Werkzeuge wie der Process Modeler for Microsoft Visio können diese Regeln prüfen und den Modellierer beim Entwurf von interpretationsfreien Prozessmodellen unterstützen.
Die zunehmende Unterstützung der BPMN 2.0 durch die BPMS Hersteller erfordert eine konsequentere Umsetzung der Austauschbarkeit und der Ausführbarkeit der Diagramme in deren Infrastrukturen. BPMN-I ist ein Projekt, welches initiiert durch Bruce Silver dieses Ziel konsequent verfolgt. Seit jeher ist es das Ziel der BPMN gewesen, die Offenheit, die Interoperabilität und die Ausführbarkeit von Geschäftsprozess-Modellen zu sichern. BPMN-I ist der richtige Weg, die Einhaltung des Standards und die Ausführbarkeit bei den Herstellern durchzusetzen. BPMN-I definiert die Anforderungen und das Regelwerk dazu. Info dazu unter: http://www.brsilver.com/2011/11/07/executable-bpmn-2-0/

Beide Themen bilden den Schwerpunkt in der zweiten Auflage des Buches „BPMN Method & Style and Implementer’s Guide“ von Bruce Silver.

Bruce Silver's Keynote

Bruce Silver bei der Keynote am BPMN-Workshop in Luzern (Klick für Vortrag)

2. Die Verwaltung lässt Ihr BPM-Potential aufblitzen:

Der Anwendertag brachte neben den vielen interessanten Beiträgen deutlich zu Tage, dass die BPMN in der öffentlichen Verwaltung ein grosses Thema ist. Es konnte ein eigener Vortrags-Stream für die Verwaltung durchgeführt werden und das Publikum war sehr zahlreich erschienen. Die Präsentation der BPMN-Modellierungsprojekten der FedPol, des Kantons Luzern und des Präsentation BSV Luzern_2011-11-21 zeigen auf, dass es Themen gibt, welche die Frage nach „Good Practices“ für Verwaltungsprozesse aufwerfen. So wurden beispielsweise die IKS-Prozesse (Finanzen und Controlling) in allen drei Referaten als Beispiel für die praktische Umsetzung genannt. Thema für die eCH Community Platform? Ich denke schon.

Vortrag CCP im BSV, Markus Büschi

Markus Büschi und Marc Kuster präsentieren BPM im Bundesamt für Sozialversicherungen

Vortrag Antonio Palumbo, itp commerce ag

Vortrag und Demo der Methoden & Stil Validierung von Antonio Palumbo

3. Adaptives Case Management, agile Prozesse und BPMN:

Einige Vorträge sowie mein eigener beschäftigten sich mit dem Thema Case Management und BPMN im Hinblick auf agile, nicht immer vorhersehbare Prozesse und die damit verbundene Agilität solcher Geschäftsprozesse. Der z.Zt. teilweise dogmatische Streit über die Abgrenzung, Unter/Überordnung der Themen Case Management und BPM wird als überhitzt wahrgenommen. Tatsache bleib aber, dass die BPMN auf agile, also schnell ändernde und wissensintensive Prozesse noch keine Antwort hat. Spezifikationen wie die CMPM (Case Management Process Model; RFP bei der OMG) und Submissionen wie die CMMN (Case Management Modeling Noation) könnten ein Ansatz sein. Mein Vortrag zu diesem Thema findet sich hier (Agile Prozesse und BPMN 2.0 – ein Widerspruch?).

Andere Beiträge zu dem Anwendertag:

Thomas Allweyer (BLOG)